Die Friedliche Revolution hinter Gefängnismauern

Die Friedliche Revolution hinter Gefängnismauern

Im Oktober 1989 dringen zunehmend Berichte über die DDR-Haftanstalten an die Öffentlichkeit. Ausschlaggebend sind die zahllosen Festnahmen von Menschen, die während des 40. Jahrestags der DDR gegen das SED-Regime demonstrieren oder bei der Durchreise der Botschaftsflüchtlinge aus Prag in Richtung Bundesrepublik an den Bahnhöfen ihre eigene Ausreise verlangen. Als in Ost-Berlin, Dresden, Leipzig und anderen Orten diese Menschen massenhaft inhaftiert und zum Teil misshandelt werden, erfährt die Bevölkerung von den Zuständen in den bisher streng abgeschotteten DDR-Gefängnissen. Die Lebensbedingungen, aber auch die zweifelhaften Verurteilungen von Regimegegnern, “Republikflüchtlingen” und anderen politischen Häftlingen rufen Kritik und Empörung hervor. In mehreren Gefängnissen, so z. B. in Brandenburg und Bautzen I, protestierten die Insassen selbst, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Es gründen sich zudem Bürgerinitiativen, die für die Freilassung der politischen Häftlinge und die Verbesserung der Haftbedingungen eintreten. In Bautzen II, dem Hochsicherheitsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), beginnen die Häftlinge erst Anfang Dezember 1989, gegen das Haftregime und die unrechtmäßig über sie verhängten Urteile zu rebellieren. Durch den friedlichen Protest der Häftlinge, die Dialogbereitschaft der Anstaltsleitung und mit Unterstützung der Bevölkerung kann schließlich bis Ende Dezember 1989 die Freilassung der politischen Gefangenen aus Bautzen II erreicht werden. 

Quelle: Jürgen Matschie, Archiv Gedenkstätte Bautzen.